Kenn

Kenn

von Beatriz Hilgers (†)

(leicht verändert aus der Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum des Musik-Verein Kenn aus dem Jahre 1988)

Vom römischen Trier – der Augustusstadt im Lande der Treverer – führten Straßen über die umliegenden Höhen hinaus in alle Himmelsrichtungen. Eine führte das Moseltal entlang bis nach Neumagen, damals Noviomagus, dann erst über den Hunsrück zum Rhein. Diese, heute ”Römische Weinstraße” genannt, begann am Nordtor der römischen Stadt, heute Porta Nigra genannt. Sie führte über die Ruwer und nahm dann ihren Verlauf mitten durch Kenner Land. Vom Kennerhaus bis zum Schweicher Berg folgen die heutige Bundesstraße und die Autobahn noch immer der römischen Trasse. Frühere Wege hatten schon durch die dort stehenden Schilfgebiete geführt, die Römer befestigten und verbreiterten diese für ihre Warentransporte und vor allem für ihre Truppen, die in großen Tagesmärschen immer wieder zu Kämpfen an der unruhigen Rheingrenze eilten. An dieser Straße lagen Stationen und Tavernen für die Soldaten und Händler, für Zugtiere und Wagen.

Römerkeller Innen

Auch die römischen Friedhöfe lagen an dieser Straße, so der 1902 beim Bau der Moselbahnstrecke am Kennerhaus entdeckte römische Friedhof. Die Einzelgehöfte der römischen Zeit -Villa genannt – lagen abseits der Straßen in schöner Hanglage inmittender Wiesen, Felder und Weingärten. So auch unsere römische Villa Kenn, von der um 1700 noch Mauern standen und im vorigen Jahrhundert noch Gänge und Gewölbe vorhanden waren.

Römische Quellnymphe

Im April 1987 fand ich im Bereich des neuen Dorfplatzes noch bisher nicht bekannte Mauerzüge und Abwässerkanäle dieser Villa. Dass diese bereits in der Mitte des 2. Jhd. n. Chr. stand, beweist uns die Statue einer römischen Quellgöttin, die um diese Zeit hergestellt und in der Badeanlage der Villa 1844 gefunden wurde. Eine Kopie dieser Statue wurde auf dem Dorfplatz (Römerplatz) aufgestellt.

Unser Dorfname stammt ebenfalls aus römischer Zeit, von der Ansiedlung am Schilfufer ”Cannis”, aus dem sich im Laufe der Zeit Kenn entwickelte, wie sich aus dem großen römischen Gutshof das Dorf entwickelte, das noch heute auf den Grundmauern der römischen Ansiedlung steht.

Durch Römer bekam unsere Heimat ihren Namen, von ihnen wird die erste feste Ansiedlung errichtet, aber schon viel früher lebten Menschen hier. Knochenfunde von eiszeitlichen Tieren im Bereich der Kenner Flur – Mammut,Auerochs, Wollnashorn und Hirsch – lassen auf die Anwesenheit der Menschen schließen, die als Jäger dieses Wild verfolgten.

Um ca. 2000 v. Chr. wurde schon Vorratshaltung, Ackerbau und Viehzucht betrieben. Die Leute lebten in großen Häusern, Mensch und Vieh unter einem schützenden Dach, aber ihre Wohnplätze wechselten sie noch häufig. Funde ihrer Steinwerkzeuge bestätigen diese vorübergehende Anwesenheit.

Als nach den Römern die Franken das Land eroberten und besiedelten, wurden die großen Villen Eigentum des fränkischen Königs, über die er frei verfügte. Die christlichen Frankenkönige machten den großen Klöstern der Stadt Trier Schenkungen, die große Ländereien und die Bevölkerung dieser Villen und Dörfer betrafen. So kam auch Kenn durch eine Schenkung, die mit dem Namen Dagoberts l. verbunden ist, aber erst später stattfand, an die mächtige Benediktinerabtei St. Maximin in Trier. König Arnulf bestätigt diese in einer Urkunde vom 11.2. 893 n. Chr.

In der Abhängigkeit, d.h. der Grundherrschaft von St. Maximin blieben nun Land und Leute von Kenn bis zur Säkularisation; am 6. 3.1802 wurde die Abtei in Trier aufgelöst. An diese große Zeit erinnern noch der alte ”Herrenbor” von 1492 und das nach mehreren Vorgängerbauten errichtete schöne Hauptgebäude des Maximiner Hofes von 1739 mit dem alten Hofbering, Zeugen von Bedeutung und Ansehen der einst so mächtigen Reichsabtei St. Maximin.

Kenn wird durch die auf einer Anhöhe über dem Ort erbaute Pfarrkirche St. Margareta überragt. An diesem Platz standen auch schon frühere Kapellen, als der Hl. Margareta geweiht, wird sie erstmals 1266 erwähnt Dem zweiten Patron, St. Wendelinus, gilt die Stiftung einer Wochenmesse bereits vor 1532, wie aus einem Erbpachtvertrag hervorgeht. Frei von allen Abgaben und Frondiensten konnten die Kenner sich in der Franzosen- und Preußenzeit entwickeln, Steuern aber machten das Leben auch nicht leichter.

1880 hatte Kenn 800 Einwohner, die nur mit wenigen Ausnahmen in Landwirtschaft und Weinbau tätig waren. Bis nach dem 2. Weltkrieg änderte sich wenig an der Einwohnerzahl und an der Beschäftigung. Durch Ansiedlung von Gewerbebetrieben und Erschließung von Neubaugebieten rings um den alten Dorfkern und auf der Kenner Ley wurden die Voraussetzungen für eine Entwicklung der Gemeinde geschaffen, die einen großen Aufschwung bewirkte. Heute leben über 2800 Menschen in Kenn, rd. 900 Arbeitsplätze stehen zur Verfügung.

Nach der harten Arbeit des Alltags haben die Kenner auch gerne frohe Feste gefeiert. Musik und Gesang gehörten immer dazu. Sänger gab es stets viele, aber ein Instrument beherrschten nur wenige. Einzelne Kenner Familien brachten begabte Musiker hervor, bei ihnen war es Tradition, dass Großvater, Vater und Sohn ein Instrument oder mehrere beherrschten. Aber sie spielten in auswärtigen Vereinen, in Schweich, in Ruwer oder im Werksorchester des Walzwerkes, ein bedauerlicher Zustand.

So wurde es im ganzen Dorf mit großer Zustimmung begrüßt, als eben diese begabten Musiker 1963 den Musikverein Kenn gründeten. Von Anfang an wurde mit großer Liebe und Mühe die Ausbildung vieler junger Musiker betrieben.

Heute hat der Verein rd. 250 Mitglieder.

Zu unser aller Freude verschönt der Musikverein seit 1963 alle kirchlichen und weltlichen Feste und leitet damit einen wichtigen Beitrag zum kulturellen Leben der Gemeinde Kenn.